In Deutschland wie auch in vielen anderen westlichen Industrienationen ist eine paradoxe Entwicklung zu beobachten: Einerseits steigt die Lebenserwartung kontinuierlich an und es sinken für viele Diagnosegruppen Inzidenz und Prävalenz. Andererseits vergrößern sich gleichzeitig die sozialen Unterschiede in Morbidität und Mortalität. Dieses Phänomen ist als „sozialepidemiologisches Paradoxon" (Richter, Hurrelmann, 2006) bekannt.
Vor diesem Hintergrund untersucht die AG Sozialepidemiologie folgende Fragen: Wie entsteht das sozialepidemiologische Paradoxon und wie kann es verringert werden? Wie entwickeln sich Gesundheit und Krankheit in Abhängigkeit von sozialen Determinanten wie Geschlecht, sozioökonomischem Status und Migrationshintergrund? Welche Rolle spielen dabei kontextuelle Faktoren wie Arbeitssituation und -umgebung, Wohnumfeld, familiale und andere soziale Netzwerke sowie physische und soziale Umwelten? Wie entstehen und verändern sich Gesundheitszustand, gesundheitliche Ungleichheit und Gesundheitschancen historisch und im Lebenslauf, beginnend bereits in der pränatalen Phase über Kindheit und Jugend bis hin zu Arbeitsleben, unterschiedlichen Lebensentwürfen und dem höheren Alter? Methodisch kombiniert die Sozialepidemiologie die Instrumente der quantitativen empirischen Sozialforschung mit traditionell epidemiologischen Forschungsmethoden. Ziel ist es, Zusammenhänge aufzudecken und so qua Intervention und Prävention zur Verringerung gesundheitlicher Ungleichheit beizutragen.